Elke Heidenreich : Der Welt den Rücken
Sieben auf einen Streich
Sieben Geschichten versammelt Elke Heidenreich in ihrem Band „Der Welt den Rücken“. Heidenreich, mit ihrer Fernsehsendung „Lesen!“ und zahlreichen Zeitschriftenbeiträgen zur obersten Bücherberaterin der Nation aufgestiegen, steht als Autorin natürlich unter verschärfter Beobachtung. Beherrscht sie, die über die literarischen Auslassungen anderer urteilt, denn selbst das Handwerk des Schreibens?
Um es kurz zu machen: So ungeniert, pointiert und unterhaltsam, wie Heidenreich über Bücher und Autoren zu plaudern versteht, so kann sie auch selbst Geschichten zu erzählen. Keine großen, schicksalsschweren Begebenheiten sind Gegenstand ihrer Erzählungen, sondern die kleinen, oft komischen, oft tieftraurigen Verwicklungen des Alltags. Ihre Hauptdarsteller:innen sind (Anti-)Helden des tagtäglichen Überlebenskampfs, bei dem es vor allem darum geht, sich nicht unterkriegen zu lassen und die eigenen Gefühle hochzuhalten.
Die Geschichten sind nach meinem Geschmack von sehr unterschiedlicher Qualität, aber einige von ihnen bringen tief drinnen Saiten zum Klingen – und das ist doch eigentlich die Hauptsache, die man von Büchern erwarten sollte.
Es ist keine „große“ Literatur, aber es sind Texte, die ihre Leser und Leserinnen ernst nehmen, deren Sprache sich mitunter von ihrer schönsten Seite zeigt und die im besten Sinne unterhalten. So dass die Lust aufs Lesen vollauf befriedigt wird!
Elke Heidenreich: Der Welt den Rücken. Geschichten. Orig. 2001. rororo TB 23253. 191 Seiten.
Besprechung vom August 2006