Bertina Henrichs : Die Schachspielerin
Leichte Lesekost – nicht nur für den Urlaub
Ein sommerleichtes Romandebut hat die Autorin Bertina Henrichs vorgelegt, und Urlaubsgefühle werden bei der Lektüre nicht zuletzt deshalb geweckt, weil der Roman auf der griechischen Insel Naxos spielt.
Eleni, eine Inselbewohnerin Anfang der Vierzig, ist Zimmermädchen im Hotel Dionysos. Mit Sorgfalt und Routine erledigt sie Tag für Tag ihre Arbeit und vertreibt sich die Zeit damit, dass sie sich die Hotelgäste genau ansieht, sich in Gedanken in deren Heimatländer träumt und ihrer Fantasie freien Lauf lässt.
Als sie eines Tages versehentlich in einem Hotelzimmer eine Figur von einem Schachbrett stößt und nachher nicht weiß, wo sie hingehört, ist ihr Interesse an diesem Spiel geweckt, und weil die Bewohner des Zimmers sehr sympathische Franzosen sind, stimmt auch die emotionale Ausgangslage. Indessen – Schachspielen ist für eine einfache Frau auf Naxos einfach nicht vorgesehen.
Eleni schafft es dennoch, wobei ihr weibliche Schläue und ein paar Zufälle zu Hilfe kommen. Zunächst wird das königliche Spiel ihre heimliche Passion. Als ihre unschuldige Leidenschaft jedoch publik wird, erklärt man sie für verrückt und der Haussegen hängt schief. Eleni entdeckt an sich selbst eine neue Hartnäckigkeit, mit der sie ihr Hobby verteidigt und sogar noch intensiviert. Denn es eröffnet ihr eine „heimliche Flucht“, „ein Eckchen Leben, das ihr allein gehörte“ und so nimmt diese ungeplante Emanzipation ihren Lauf.
Natürlich geht alles gut aus, soviel darf man schon verraten! Mit leichter Hand serviert die Autorin diese Geschichte, die psychologisch durchaus nachvollziehbar ihren mitunter überraschenden Gang geht. Da, wo es droht, kitschig zu werden, schlängelt sich die Erzählung leichfüßig vorbei. Wie überhaupt der ganze Text die Frische einer südlichen Brise an sich hat und deshalb die ideale Urlaubslektüre ist.
Bertina Henrichs: Die Schachspielerin. Roman. Hoffmann und Campe Verlag Hamburg, 2006. 143 Seiten.
Besprechung vom August 2006